Vorüberlegungen zur Theorie und Methodik
Während die psychoanalytische Filmtheorie nach Freud durch ein umfangreiches Angebot an Literatur fest etabliert ist, lässt sich in der theoretischen Tradition Jungs im Bereich des Films nur ein rudimentär entwickelter Forschungsstand ausmachen. Neben einigen Filmanalysen, die auf der Analytischen Psychologie fußen, gibt es nur wenige Bestrebungen, Jungs Ansatz auch theoretisch für die Filmwissenschaft nutzbar zu machen. Zu nennen seien hier vor allem Howard Hawks 1 und Luke Hockley 2, die diesen Schritt gewagt haben, jedoch bislang mit eher spärlicher Resonanz von Seiten der filmwissenschaftlichen Fachwelt.
Ursachen für diese Distanzierung lassen sich nur erahnen, doch es ist anzunehmen, dass sie in der enormen Komplexität der Jung’schen Theorie begründet liegen. Während sich die Theorien Freuds aufgrund ihrer klaren Dogmatik verhältnismäßig schnell auf einen Sachverhalt anwenden lassen, verlangt das Verständnis Jungs aufgrund seiner engen Bezüge zur Anthropologie und Kulturgeschichte ein tieferes Eindringen in die Materie, um zu einem umfassenden Verständnis der Zusammenhänge zwischen ästhetischen Objekten und menschlicher Psyche gelangen will. Gelingt einem dies jedoch, bietet die Analytische Psychologie einen fruchtbaren Ansatz, um mehrere Perspektiven der Filmwissenschaft in der theoretischen Betrachtung miteinander zu verbinden. Die Betrachtung des (schöpferischen) Produktionsprozesses, des ästhetischen Objekts und die des Rezeptionsprozesses können auf der Grundlage der Analytischen Psychologie eine Verknüpfung erfahren.