Zur Geschlechterfrage

An dieser Stelle sei weiterhin darauf hingewiesen, dass sich die hier dargestellte psychische Struktur verstärkt auf den männlichen Helden konzentriert. Neumanns gesamte Ausführungen in der Ursprungsgeschichte des Bewusstseins beziehen sich auf die psychische Entwicklung des Mannes und auch Jung wird heute eine verstärkt auf männliche Entwicklung fokussierte Sichtweise angelastet. Zwar war er bestrebt, die Entwicklung von Männern und Frauen anhand der gleichen Kategorien gleichberechtigt zu erklären, doch wie Arbeiten seiner Nachfolger verdeutlichten, lässt sich die psychische Entwicklung von Mann und Frau nicht einfach invertieren. 1  (Gerechter Weise sei erwähnt, dass sich Neumann nach seiner Ursprungsgeschichte des Bewusstseins verstärkt um die Erforschung der weiblichen Psyche bemühte.) Um die weibliche Perspektive dennoch nicht außer Acht zu lassen, werden wir auch die Entwicklung einer filmischen Heldin am konkreten Beispiel erfahren. Damit sollte ersichtlich werden, dass die gleichen Grundkräfte des psychischen Systems trotz geringfügiger Abweichungen in der Entwicklung bei Helden und Heldinnen wirksam sind. Die psychische Entwicklung beider Geschlechter trennscharf nachzuzeichnen übersteigt die Möglichkeiten einer solchen Arbeit, daher kann auf die detaillierten Abweichungen nicht weiter eingegangen werden. Wo es geringfügige Unterschiede gibt, ist – sofern nicht anders erwähnt – vom männlichen Helden die Rede.

  1. Siehe hierzu z.B. Gerda Weiler (1996): Der enteignete Mythos. Eine feministische Revision der Archetypenlehre C. G. Jungs und Erich Neumanns. Königstein/Taunus.